Der Lichtknast von alt-J

Konzertkritik: alt-J im Hallenstadion
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Bäckstage / © Seraina Thuma

Ein «Hi Zürich», etwas «sing along to this one» und ein spürbar ehrlich gemeinter Dank an den Support. Mehr kam von alt-J an diesem Sonntagabend im Januar nicht und doch hatte man das Gefühl, dass die Band wahnsinnig aktiv mit dem Publikum arbeitet. Vielleicht lag es daran, dass das Hallenstadion auf Clubversion verkleinert war oder an der gut gefüllten Halle. alt-J sind aber entweder Magier oder schlicht gute Performer. Die Musiker haben sich kaum bewegt und doch beschlich einen der Eindruck, die Band sei äusserst aktiv auf der Bühne. Dabei hätte der farbig flackernde Knast aus Lichtern, den die Bühne darstellte, vielleicht gar nicht viel mehr Bewegungsfreiheit erlaubt. Zudem waren alt-J noch nie «von einem Bühnenende zum anderen»-Renner. Dazu passt ihr Sound überhaupt nicht. Die oft vertrackten Soundgebilde entfalten ihre Wirkung eher langsam und durch die in sich greifenden Elemente. So schichteten alt-J im Hallenstadion geschickt und gekonnt um die Lichtgitter herum. alt-J sind und waren noch nie eine Band der grossen Worte, zumindest nicht der gesprochenen. 

 

Fots: Bäckstage / © Seraina Thuma

 

Trotzdem ziehen sie ein bunt gemischtes Publikum an. Da ist im Hallenstadion vom peruanischen Bergpullover über lockiges Haar oder Outfits, direkt aus den 90ern, bis zu casual style mit Jeans und Shirt alles zu finden. Wer hat noch gesagt, Musik würde Menschen vereinigen? alt-J beweisen die These - auch beim Konzert in Zürich. Bemerkenswert ist dabei, dass kaum Smartphones zu sehen waren. Man hat offensichtlich die Musik lieber direkt wirken lassen. 

 

Die Setlist zirkelte geschickt durch die bisherigen drei Alben, die ja sehr unterschiedlich klingen, wenn sie auch eine gemeinsame Grundstruktur besitzen. So hat sich das Set in Zürich als homogenes Ganzes gezeigt hat. Bis hin zur Zugabe und dem bisher grössten Hit «Breezblocks». Eineinhalb Stunden, die einen tief berührten und von denen man gar nicht so richtig weiss, wie das die Band geschafft hat. Respekt. Von alt-J dürfte man in Zukunft noch hören, haben sie es doch über die letzten paar Jahre geschafft, zu wachsen und relevant zu bleiben. 

 

alt-J brillierten im selbstgebauten Lichtgefängnis und begeisterten in Zürich - einmal mehr.

 

Bäckstage Redaktion / Di, 23. Jan 2018